Eigentlich habe ich kein Problem mit Tieren. Hunde, Katzen, Nager oder gar Reptilien finde ich viel zu interessant, als das ich mich einer Art Furcht hingeben könnte. Gleiches gilt sogar für Spinnen oder Insekten: ihr emsiges Weben oder zielgerichtetes Flitzen fasziniert mich.
Ganz anders ist das bei Ärzten, Schwestern und deren Helferinnen. Auch wenn die Mitglieder medizinischer Berufsgruppen sicherlich viel Gutes verrichten, will ich möglichst wenig mit ihnen, ihren Gerätschaften und vor allem ihren Spritzen zu tun haben. Zumindest solange es mir so gut geht, dass meine Phantasie noch vollkommen unbeeindträchtigt funktioniert. Meine jüngste Begegnung mit Krankenschwestern, Anästhesisten und Ärzten hat mich nämlich ziemlich verwirrt!
Nervlich am Ende, wie manche Dame, die eine Spinne findet, sollte ich mich auf der Station für ambulante Eingriffe melden, um einen ebensolchen über mich ergehen zu lassen. Nichts Großartiges für die Welt, für mich aber schrecklich, bewegend und einschneidend. Und zwar einschneidend nicht nur, weil eine OP immer auch mit einem Schnitt zu tun hat, sondern weil das Ganze auch meinen Blick auf so manches Tier verändert hat!
Ich weiß nicht genau, ob es an dieser winzigen Tablette lag, die mir eine Schwester gegeben hat, oder ob mein Gehirn selbst mich zur Beruhigung austricksen wollte. Während ich aber endlose "Jahre" darauf warten musste, dass "es" endlich losgeht, wurden die Krankenschwestern für mich mehr und mehr zu Schafen. Ob ihre weißen Kittel tatsächlich aus Wolle sind, kann ich nicht sagen. Angeguckt haben sie mich jedenfalls unglaublich sanft. So, wie man sonst nur junge, verschreckte Hasen ansieht. Ihr recht ruhiges "Blöken" hat mich sogar ein wenig beruhigt.
Eine Ruhe, von kurzer Dauer: Als mich zwei aus ihrer Herde in Richtung OP rollten, wollte ich eigentlich ausbüxen, fand mich aber in Windeseile in den "Händen" von grünen Heuschrecken wieder, die mich aus großen Augen anblickten und geschäftig an mir herumwuselten. Kaum fand ich mich in ihrer Obhut, wanden sich schon lange Kabel und Schläuche um mich. Während ein mit hellgrünem Gesicht versehenes Insekt, wissen wollte, wovon ich träumen möchte, jagte mir die andere hinterrücks einen Stachel in den Handrücken und legte mir eine Maske aufs Gesicht. "So leicht erledigen Insekten also einen Hasen", ist mein letzter Gedanke. Wie ich mich aus ihren Klauen befreien konnte, bleibt mir bis jetzt ein Rätsel. Vielleicht haben auch die Schafe geholfen. Denn bei ihnen bin ich wieder aufgewacht. Bei ihnen, die jetzt gar noch sanfter waren, als vorher. Nur die Nadel in meinem Handrücken wollten sie nicht entfernen. Schlafen solle ich. Bis der Chef kommt. Der Chef? Wer um alles soll den hier der Chef sein? Chef von Schafen wäre ein Hirte. Dass irgendwann ein Eisbär vor mir stand, hat mich dann doch überrascht. Dass dieser Chef mich nicht gefressen hat, ebenfalls. Vielmehr hat er den Schafen zugebrummt, dass ich in einer Stunde abgeholt werden könne. Abgeholt von meiner liebenswerten Glucke.
Jetzt hoffe ich nur, dass es lange dauert, bis ich die nächsten Heuschrecken oder Schafe zu Gesicht bekomme.....