Freitag, 18. Oktober 2013

Hungrig...

Wer mich kennt, weiß, dass ich ziemlich gern esse. Und gern auch ziemlich viel. Nicht, als wäre ich ausgehungert, denn genießen kann ich schon. Wenn es mir aber schmeckt, will ich dieses Gefühl des Schmeckens unbedingt behalten. So lange es irgendwie geht eben. Zumindest für eine gewisse Zeit oder Jahreszeit. Jetzt, wo der Herbst dann doch da ist, kommen mir beispielsweise unglaublich viele passende deftige Gerichte in den Sinn. Eintöpfe, Kohlgemüse, fette Saucen....

Ich könnte mich jeden Tag darin suhlen. Im Sommer dagegen halte ich davon gar nichts. Schmeckt einfach nicht. Oder die Zutaten sind noch nicht so weit. Was sich aber kurz vor jedem Wechsel der Jahreszeiten bei mir zeigt, ist die Sehnsucht nach den jeweiligen Leibspeisen. Kaum sinkt das Termometer beispielsweise unter zehn Grad, kann ich die Erbsensuppe kaum erwarten...

Interessant ist außerdem, wie man Personen mit Nahrungsmitteln in Verbindung bringen kann. Ein Umstand, der sogar Jahreszeiten- oder Uhrzeit-Regelungen außer Kraft setzt. Trifft man beispielsweise jemanden, mit dem man jahrelang morgens Spiegelei-Brötchen  genossen hat, könnte man glatt auch um 17 Uhr nochmal frühstücken...

Sonntag, 25. August 2013

Maximale Strahlungswirkung

Eigentlich ist es verrückt. Ein bisschen zumindest. Wenn man darüber nachdenkt jedenfalls. Was ich meine sind entscheidende Millimeter. Nicht auf irgendeinem Maßband, sondern im Gesicht.
Genau hier entscheiden erstaunlicherweise kleinste Größeneinheiten darüber, welchem Gemütszustand man gerade nachhängt. Hebt man die Mundwinkel beispielsweise nur ein klein wenig an und sorgt dafür, dass die Augen mitziehen, wirkt man freundlich. Vielleicht sogar entspannt.

Andererseits kann man auch schnell den Eindruck erwecken, man denke angestrengt nach, sei traurig oder gar wütend. Melancholisch, verträumt oder gar zu Scherzen aufgelegt. Unglaublich viele Stimmungen liegen allein in der Mimik, unterscheiden sich tatsächlich allein nur durch wenige Millimeter.

Der frischgebackene junge Vater erkennt bei seinem Spross beispielsweise intuitiv, welcher Gesichtsausdruck für ein nahendes Bäuerchen steht. Und das, obwohl vor allem bei Neugeborenen wahrscheinlich nicht einmal von Millimetern gesprochen werden kann.

Besonders angenehm, wenn auch ab und an überraschend ist außerdem, dass man mit der persönlichen Gesichts-Millimeter-Arbeit auch andere anstecken kann. Sofern der Ausdruk authentisch ist, versteht sich.
Dann kann man mit maximaler Strahlungswirkung sogar große, grimige, schwarze Kanten vor imposanten Clubtüren ebenfalls zum Strahlen und damit aus der Facon bringen.....

Sonntag, 11. August 2013

Beflügelt

Zeitweise hab ich sie ganz genau gespürt. Am inneren Rand meiner Schulterblätter. Genau hier waren sie mit mir verwachsen. Meine Flügel. Riesig und mit stattlichen Federn versehen. Vor allem nachts, am Rande der Träume, ruhig ein- und ausatmend war ich mir ihrer Existenz mehr als sicher. Sicher, hinfliegen zu können, wo immer ich sein wollte. Auf der Stelle. Gedankenlos. Flugbereit.

Bis ich zu nah an eine Turbine geraten bin. Eine, die zu schnell drehte, als das ich noch hätte entkommen können. Eine, die mir nach und nach die leichten Federn entrissen hat, keinen Halt gemacht hat. Eine, die mich zu Boden gezwungen und mir den Überblick von oben verwehrt hat. 

Eine Erinnerung ist es, die momentan den Platz der Flügel eingenommen hat. Eine Erinnerung, die mich zumindest in Gedanken fliegen lässt, Mut macht, an neue Flügel zu glauben.

Manchmal kann ich das Kitzeln und Knistern an den Schulterblättern schon spüren...

Dienstag, 9. Juli 2013

Baum, ey

Was macht eigentlich so ein Baum den ganzen Tag? Jetzt abgesehen von der Sache mit der Photosynthese, versteht sich…. Im heimischen Garten stehen beispielsweise zwei Tannen. Riesengroß und richtig stattlich! Fast schon respekteinflößend, so hoch sind sie gewachsen.
Nur: wie vertreiben die beiden sich eigentlich ihre Zeit? Ich habe Bäume nie plaudern hören. Auch beim Pokern konnte ich die „Herrschaften“ da draußen noch nie beobachten. Oder gar beim „Ideen spinnen“. Es scheint, als ließe die Welt die beiden vollkommen unberührt.
Nicht mal vom Liebesspiel vorwitziger Vögelchen lassen die Tannen sich beeindrucken. Oder gar von der Elster, die diebisch durch den Garten hüpft. Während ich manchmal ganz aufgeregt am Fenster stehe, beobachte, was da draußen so vor sich geht und wissen will, welche Katze über die Wiese schleicht, ist den Bäumen vollkommen egal, was um sie herum passiert.
Sie stehen halt da rum. Mehr nicht. Manchmal wiegen sie sich vielleicht ein wenig im Wind hin und her oder werfen Tannenzapfen ab. Das war‘s dann aber auch schon.

Was ich mich frage: Ist das eigentlich ein beneidenswertes oder eher bemitleidenswertes Dasein? Ich gebe zu, dass auch ich mir manchmal wünsche, still zu stehen. Wenn ich das Gefühl habe, alles rauscht viel zu schnell an mir vorbei, würde ich mich gern bis in den tiefsten Zipfel meiner Wurzelstränge zurückziehen. Während mein äußeres Antlitz weiter über allem thront, könnte ich dann vielleicht da unten nachdenken, „durchatmen“ oder mich einfach mal ganz klein machen.

Aber: Was nützt es langfristig, wenn nur die „Hülle“ eine „große“ Wirkung hat? Sieht ein Baum einfach nur aus, als wäre er stark genug, die Welt zu verändern, macht ihn das doch nicht gleichzeitig auch „bewegungsfähiger“. Vielleicht wäre es also an der Zeit für eine Art „Baumrevolution“ in Form einer Art „Evolution“? Bis der Mensch vom Affen zum Menschen wurde, hat es zwar eine ganze Weile gedauert, letztlich hat die ganze Sache aber funktioniert. Irgendwie zumindest. Die meisten von uns gehen schließlich aufrecht… Zurück zum Baum: Ich könnte mir Tannen, Fichten, Birken und Co mit beweglichen Ästen ganz gut vorstellen. Flexible Bäume so gesehen. Solche, die den Ast neigen können, bevor ein schusseliger Vogel plötzlich dagegen fliegt. Solche, die jungen Eichhörnchen „Kletterhilfe“ leisten können. Und solche, die mir vielleicht freundlich zuwinken, wenn ich am Fenster stehe und das Treiben im Garten beobachte…