Sonntag, 26. Juni 2011

Männer zittern hinter meinem Rücken....

Erst höre ich hinter mir nervöses Kichern. Es folgt lautes Einatmen, noch geräuchvolleres Ausatmen. Dann: Stille. Währenddessen spürbar, ist ein erdbebengleiches Zittern, dass sich im ganzen Raum ausbreitet.
Hände scheinen sich zu verkrampfen, bohren sich ins Fleisch. Ungeheurer Druck baut sich auf. Die Welt dreht sich für einen Moment nicht weiter. Eine Sekunde lang rührt sich nichts. Es wird fast unerträglich....

Bis sich plötzlich erleichtertes Seufzen breit macht, den Raum bis zur Decke ausfüllt. Ich höre gelöstes Kichern. Sehe beim Blick über die Schulter entspannte Gesichter. Direkt neben mir strahlen zwei blaue Augen aus einem überraschten Gesicht. Ähnlich überrascht muss auch ich aussehen: Vor lauter Konzentration auf die Geräusche hinter mir, vor lauter Konzentration auf die Angst hinter meinem Rücken, habe ich mich nicht auf das "Wesentliche" konzentriert. Ich habe nicht gekichert. Ich bin nicht in die Luft gesprungen. Ich habe nicht die Arme ausgebreitet. Ich habe den Brautstrauß nicht gefangen...

Vielleicht wäre ich gesprungen, wenn nicht alles andere hinter mir nicht interessanter gewesen wäre? Vielleicht hätte ich die Arme ausgebreitet, wenn mir diese Angst nicht auch selbst Angst gemacht hätte? Vielleicht bin ich auch ein schlechter Fang? Oder wäre einfach nur ein schlechter Fänger?
Die Hochzeitstorte war jedenfalls lecker!

Donnerstag, 16. Juni 2011

Wenn Hermann nicht geritten werden will....

Ich wollte wieder sein, wie eine 12-jährige. Wirbelnd, doll, frei, ungestüm...Am Ende allerdings fühle ich mich zu alt. Viel älter als 12 und leider auch älter als 26.
Schuld daran ist Hermann. Vielleicht auch ein bisschen ich selbst? Oder einfach mein Hang zu Selbstüberschätzung und Übertreibung? Immerhin war ich es, die unbedingt reiten wollte. Ich konnte auch der freien Natur nicht widerstehen. Hermann war einfach nur zufällig vor Ort. Seine schwarzen langen Haare gefielen mir. Interessanter und muskulöser Körperbau. Man munkelte, er sei ein echter Genießer. Ich hatte am Ende recht leichtes Spiel. Hermann konnte sich im Grunde nicht wirklich wehren...

Also los! Das erste "Auf" und "Ab"? Herrlich! Einfach wirbelnd, doll, frei, ungestüm! Der Windhauch, sein animalischer Geruch, das Gefühl von Leder auf der Haut, diese Kraft.... Und dann? Ich würde es schlechte Absprache nennen. Oder hatte er doch keine Lust? Hermann wollte jedenfalls nach links, ich geradeaus...Wie es eben manchmal so läuft, wenn man zu sehr dem Kopf vertraut und nicht "nach Gefühl" geht...Am Ende war ich es, die auf dem Boden -genauer gesagt auf dem Steißbein - landete. Hermann schaute sich nur kurz zu mir um. Viel lieber war ihm anderes, viel knackigeres Gemüse.
Erst nach einer kurzen Weile kam er zurück und nahm mich wieder auf sich. Mich, mit vom Schmerz verzehrtem Gesicht. Mich, die sich fragt, ob die Zeit des "Unbeschwertseins" wirklich einfach vorbei ist. Mich, deren Antwort auf diese Frage nicht postiver ausfällt, nachdem die Reitlehrerin wissen wollte, ob auch wirklich nichts passiert ist. Eigentlich ja eine nette Frage. Nur: Sie hat mich gesiezt!!! Ein Mädchen, dass im Grunde vielleicht sechs oder sieben Jahre jünger ist, als ich, fragt: "Ist Ihnen auch wirklich nichts passiert?"...Eigentlich bezeichnete ich mich selbst noch lieber als Mädchen, als das ich mich "Frau" genannt habe.....
Der Kommentar von dem jungen Mann, der für die Kinderbetreuung vor Ort war: "Wenn man erstmal um die 30 ist, sollte man vielleicht wirklich genau abwägen, was man sich zutraut und was nicht..."
Mir schmerzt seither nicht nur mein Steißbein...Ob ich jemals wieder Ferien auf dem Ponyhof mache? Wahrscheinlich schon....!!!

Dienstag, 7. Juni 2011

Ich hätte gerne Gurken

Ich habe absolutes Verständnis für Menschen, die für sich entscheiden momentan auf Gurken, Tomaten und meinetwegen auch jegliches anderes Gemüse zu verzichten.

Eben, weil sie es für sich entscheiden, vorher eine Meinung gebildet und zwischen den Optionen abgewägt haben.
Weniger Verständnis habe ich allerdings, wenn mir eigene Entscheidungen abgenommen werden. Derzeit treffe ich immer wieder auf bunte Hinweise-Zettel an Theken, Aushänge an Eingangstüren und sanfte Stimmen, die alle nur eines aussagen: "Momentan gibt es keine Gurken auf belegten Brötchen" oder "Derzeit bieten wir leider keinen frischen Salat an". Natürlich jeweils versehen mit der Bitte um Verständnis.

Vielleicht hätte ich Letzteres sogar, wenn die Brötchen nicht zum gleichen Preis verkauft würden, wie mit Salat, Tomate und Gurke. Vielleicht würde ich mich sogar freuen, wenn man mich fragte, ob ich eben gewillt bin, Gurken und Co zu essen oder ob man dies besser vom Frühstücksbrötchen runter lassen soll. Es wäre eine aufmerksame Frage, die auch diejenigen, die eben nicht durch Nachrichten rund um das aktuelle EHEK-Problem informiert werden, ein wenig aufklären könnte. Man könnte sich über das "Mitdenken" und "Nachhaken" freuen, gerne wiederkommen und anderen davon erzählen. Wenn man mich allerdings für unmündig hält, mir Entscheidungen abnimmt, ist mir das eher peinlich. Bin ich wirklich nicht in der Lage, selbst zu wählen? Ich fange an zu zweifeln, werde nachdenklich und vergesse sicher, nochmal dorthin zurückzukommen, wo man mich keine Option lässt. Die Lust auf Gurken ist einfach zu groß...

Donnerstag, 2. Juni 2011

Harte Kerle....

Es gibt ja immer wieder Menschen oder eher Frauenzeitschriften, die die These aufstellen, Frauen stünden auf weiche Männer. Emotionale Geschöpfe, die sich voll und ganz auf das weibliche Naturell einlassen können. Ohne Ecken und Kanten. Ohne Testosteron. "Metrosexuell" liest man immer und immer wieder.
Mein Geschmack ist das ganz ehrlich nicht. Ich brauche Bartstoppeln und starke Arme. Einen Kerl, der jauchzt, wenn eine "geile Karre" vorbeifährt. Und vor allem: einen Kerl, der mich beschützen kann!

Ich schätze, genau in diesem Moment, kommt mein Vaterkomplex zum Vorschein. Der Mann, der nicht unwesentlich an meiner Existenz beteiligt war, hat mich immer beschützt. Meine Schwester natürlich auch. Wenn es einen Anlass dazu gegeben hätte, er hätte sich sogar geschlagen, um für unser Wohl zu sorgen.

Ich weiß, dass er bis heute nicht gut schläft, wenn er uns nicht in Sicherheit weiß. Früher hat er nie auch nur eine Minute fest geschlafen, bis er seine Töchter nicht friedlich schlummernd in ihren Betten wusste.

Heute überlässt er seinen potentiellen Schwiegersöhnen auch ein bisschen Verantwortung für seine "Grazien". Käme es allerdings "hart auf hart": Papa ist da! Papa würde zum Tier!

Erinnert daran wurde ich heute (passender Weise am Vatertag) irgendwo in Köln beim späten Frühstück unter freiem Himmel: Vater und Tochter (etwa Ende 30 und sechs Jahre alt) fuhren mit dem Rad die Straße entlang, als die Kleine urplötzlich absolut hysterisch losbrüllte, um Hilfe schrie und pure Panik zum Ausdruck brachte. "Daddy" überlegte nicht lange, sprang von seinem Fahrrad, eilte zur Tochter. Jederzeit bereit, dem Tod ins Auge zu sehen, damit sein Sprössling nur beruhigt würde. Geschehen ist das auf nicht minder spektakuläre Art und Weise gleich nachdem er den Feind lokalisiert hatte. Ein gelb-schwarz gestreiftes Monster saß auf dem Knie des Mädchens. Ich glaube sogar, dass fette Insekt hat gegrinst, angesichts des jungen Fleisches, in das gestochen werden konnte.
Vergangen ist der Hummel ihr Lächeln allerdings sicher in dem Moment, als der tapfere Vater das Stech-Wesen von der Tochter fegte. Damit nicht genug: Als die Hummel schon wehrlos am Boden lag, trat der tapfere Retter sicher noch etwa fünf  bis acht Mal drauf, um ja jede Gefahr zu eleminieren. Am Ende lächelte das Mädchen! Auch ich musste lächeln. Was mich angeht, könnte der Vatertag auch "Heldentag" genannt werden... Denn das sind die Väter für mich, die alles daran setzen, ihre Kinder sicher zu wissen.