Sonntag, 4. November 2012

Ein Ton


Manchmal schau ich dich an. Nein, immer schau ich dich an. Aber manchmal schaffe ich es, dich zu sehen, ohne dass du es weißt. Immer dann, wenn du ganz in dir bist. Immer dann, wenn du Lieder hörst. Nicht irgendwelche. Solche, die du liebst. Solche, die du nicht nur mit den Ohren wahrnimmst. Es scheint dann, als hörten deine Augen, als fühlte deine Nase, als summte deine Hand.
Immer dann bist du ganz in dir. Immer dann sehe ich Trommelwirbel in deinen Augen. Immer dann sehe ich, wie die Melodie deine Züge streift, dein Gesicht entspannt. Immer dann sehe ich, wie leicht deine Mundwinkel sich formen lassen.
Immer dann will ich verschwinden. Mich auflösen. Nicht weiter greifbar sein. Nur ein Ton. So ein geschwungener schwarzer Fleck auf dem Notenblatt. Nur auf den ersten Blick austauschbar. So einer, der dich aufhorchen lässt. So einer, der dein Lied perfekt macht. Einer, der durch den Raum schwebt. Sich entfaltet, dein Ohr liebkost, deiner Nase schmeichelt.
Einer, der dich zurück in dich bringt.

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