Mittwoch, 23. Februar 2011

Ich möchte doch nur einkaufen!!!!!

Wenn mich jemand danach fragt, behaupte ich eigentlich immer, dass ich genau weiß was ich will. Stehe ich vor dem Kleiderschrank weiß ich beispielsweise (für ein Mädchen) verhältnismäßig schnell, was ich anziehen soll. Im Restaurant wähle ich ebenfalls zügig, weil ich meistens hunger habe. Bei der Auswahl des nächsten Urlaubsziels gibt es ebenfalls keine langen Diskussionen in meinem Inneren.

Selbst wenn ich einkaufen gehe, existiert im Kopf ein Plan von den Dingen, die ich brauche (oder "ungedingt haben muss"). Das Studium aktueller Angebote, der leere Autotank oder  die ungebändigte Lust auf neue Schuhe trieben mich schließlich oft erst ins Geschäft.

Man darf mich also gerne in die Schublade der Kunden stecken, die a: genau wissen, was sie kaufen wollen/müssen, b: keine Zeit haben, c: (aufgrund der mangelnden Zeit) auch mit niemandem darüber reden wollen und d: vom Verkäufer soviel Aufmerksamkeit erwarten, dass dieser die vorgenannten Eigenschaften auch erkennt.

Natürlich freue ich mich für Menschen, die auf der Jagd nach immer neuen Rabattpunkten und Zusatzangeboten sind, über die unzähligen Möglichkeiten, die es für sie gibt.

Aber: Liebe Verkäuferinnen und liebe Verkäufer, ich habe keine Punkte-Karte, ich möchte keine Punkte-Karte haben, ich benötige kein Getränk zu meinem Brötchen, möchte nicht das Schokoriegel-Tagesangebot mitnehmen, ich will kein Bargeld gleich an der Kasse abheben und ich sammel auch keine Rabatt-Angebote. Mir reicht vielmehr ein freundliches "Guten Tag" und "Auf Wiedersehen".

Mittwoch, 16. Februar 2011

Wer braucht 2.000 Seiten für eine Geschichte???

Ich habs getan! Letzte Nacht habe ich mich entschlossen ein längst angefangenes Buch zur Seite zu legen und nie wieder aufzuschlagen! Laut schnaufend habe ich die Geschichte von indischen Familien, südostasiatischer Politik und der Bedeutung von Curry und Co in die hinterste Ecke des Regals befördert. Sogar meine Katze ist von meinem wütenden Gemurmel aufgewacht und hat mein Fluchen bereitwillig über sich ergehen lassen.

Ich bin zwar ein bekennender Buchstabenfreund, was dieser Autor da allerdings getrieben hat, ging definitiv zu weit: Wer braucht schon 2.000 Seiten für eine Geschichte???
Wenn ich auch zugeben muss, dass indische Stammbäume oftmals sehr verzwickt sind, dass die unterschiedlichen Kasten zum Verständnis einige Erklärungen bedürfen und der europäische Leser in eine ganz andere Kultur eintauchen muss: niemand kommt anderen Völkern innerhalb von 6-seitigen Beschreibungen von Pflanzen näher!

Nicht das ich nicht versucht hätte, darin einen Sinn zu sehen...Wenn mich der Klapptext auch neugierig gemacht hat: schon beim Kauf hat mich die Dicke des Buches etwas verunsichert. Dennoch habe ich mich Schließlich bis auf Seite 600 "gehangelt", mir selbst immer wieder einredend, auf der nächsten Seite würde endlich etwas passieren. Ich habe zwischendurch sogar einige Seiten überschlagen, um rauszufinden, wann sich bei Khan, Aparna und Co endlich etwas tut.

Aber: Nichts! Nur Blumen und indische Lieder...Wie auch immer die Geschichte weiter gehen mag, 1.000 Seiten hätten sicherlich mehr als ausgereicht! Schon Pulitzer hat doch gesagt: "Was immer du schreibst, schreibe kurz und sie werden es lesen." Ist dieser Name nicht auch indischen Autoren ein Begriff?

Ich jedenfalls möchte diese Geschichte nicht weiterlesen, mir gefallen 2.000 Seiten im Regal als Stütze für kleinere andere Bücher wesentlich besser.

Mittwoch, 9. Februar 2011

"Sex and the City" am Nebentisch

"Ich muss mir unbedingt noch eine Zeitschrift besorgen", habe ich heute Mittag überlegt, bevor ich mich zur Pause in ein innerstädtisches Café verzogen habe. Auch wenn ich im Büro die Einzige war, deren Magen knurrte, wollte ich doch nicht nur allein auf den Teller starren, sondern vielleicht etwas sinnvolles tun. Lesen zu Bratkartoffeln schien mir passend.

Womit ich nicht gerechnet hatte, waren die beiden Damen am Nachbartisch. Beide irgendwo zwischen Ende 30 und Mitte 40. Auf den ersten Blick vielleicht Mütter, die gemeinsam nach dem montäglichem Einkauf noch einen Kaffee trinken, bevor die lieben Kleinen aus der Schule nach Hause kommen.

Auf den zweiten Blick - oder eher auf das zweite Lauschen der Gespräche - entpuppten sich die beiden allerdings, als ganz anders. Da saßen keine Mütter, die eben noch Milch und Brokkoli gekauft hatten! Da saßen zwei Frauen, die sich über Bettgeschichten mit verheirateten Männern austauschten! Und zwar in detaillierter Art und Weise!

Ich drehe also mein Ohr dezent in die richtige Position, neige meinen Kopf ein wenig zur Seite, damit auch ja alle Ausführungen in meine Hörmuschel rutschen, schaue dabei unauffällig in meinen doch recht uninteressanten Lesestoff und stochere in den Bratkartoffeln. Hin und wieder befürchte ichallerdings, dass mein Kopf eine ähnlich rote Farbe annimmt, wie die Tomate, die sich zu Dekorationszwecken auf meinem Teller befindet. Als die blonde Dame ihrer Freundin dann auch noch erklärt, wie wild ihr - nennen wir ihn hier - Günther gewesen ist, purzelt mir doch tatsächlich ein Happen von der Gabel. Damit hatte ich einfach nicht gerechnet!

Sicher, ich gehöre genau in die Generation "Sex an the City". Wahrscheinlich gibt es keine Folge der Kultserie, die ich nicht gesehen habe. Es amüsiert mich eben Carrie und Co bei den Diskussionen zu ihren Bettgeschichten zu beobachten oder zu hören, welche Gedanken sie sich um den "Richtigen" machen. Aber all das geschieht im fernen New York. Einer riesigen Großstadt. Im Ausland. Weit weg also. Nicht im kleinen katholischen Heinsberg.

Was mich am Ende ein wenig beruhigte: Eine der beiden Frauen entschloss sich, der ganzen Sache mit "Günther" ein Ende zu setzen und vielleicht einen Mann zu suchen, der frei ist.
Was mich am Ende entschieden beruhigte: Als ich meinen Blick von der Zeitschrift losreißen konnte, um die Damen nochmal genauer unter die Lupe zu nehmen (schließlich wäre es der Brüller gewesen, wenn dort doch die echte "Sex and the City"-Truppe gesessen hätte), sah ich das ganz normale Kaffee-Tassen auf ihrem Tisch standen. Kein Cosmopolitan, nur guter alter Kaffee...

Montag, 7. Februar 2011

Danke für die Diskussion, Til Schweiger

Sollte man den Aufenthaltsort entlassener Sexualstraftäter bekannt machen oder besser nicht? Schauspieler Til Schweiger forderte jüngst vehement, im Internet solle darüber informiert werden, wer sich schuldig gemacht hat und vor allem, wo er wohnt.
Mich bringt diese Frage zu einer Diskussion mit mir selbst:
Auf der einen Seite ist es natürlich sinnvoll, wenn Eltern die Möglichkeit haben ihre Kinder besser zu schützen, wenn sie wissen, auf welchen Straßen die Kleinen sich frei bewegen können und wo der Nachwuchs besser nicht Seilchenspringen geht. Auf der anderen Seite frage ich mich, ob Mütter und Väter tatsächliche eine Landkarte brauchen oder ob diese nicht nachlässig machen könnte in der Erziehung.
Als ich beispielsweise noch klein war, brauchte meine Mutter kein Wissen um einen Karl D. in der Nachbarschaft, um mir zu erklären, warum ich nicht mit Fremden sprechen und schon gar nicht mitgehen darf. Was solche Dinge anbelangte, war das Wort von meinen Eltern Gesetz.
Würde meine Mutter heute vielleicht erst ins Internet gehen, sich die "Landkarte der Verbrecher" ansehen und ihrem Kind dann sagen: "Spiel bitte nicht auf der Hauptstraße, auf der Goethestraße und auf dem Nordweg! Da wohnen böse Menschen."??? Was wäre wenn gerade dann auf der bis dato "sauberen" Schillerstraße eine Mensch seine pädophilen Neigungen entdeckt?
Außerdem frage ich mich: Wie steht es mit der Angst die geschürt wird? Kann ein Kind noch frei aufwachsen und zu einer selbstständigen Person werden, wenn es Tag für Tag persönlich von den Eltern zur Schule, zum Sport und zu den Freunden gefahren wird? Welche Persönlichkeiten wachsen dann heran? Menschen, die sich "mutterseelen allein" in Vorstellungsgesprächen behaupten können? Menschen, die es selbstständig schaffen, jemanden abzuwehren, der nicht nur ihr Bestes will? Menschen, die erst scheu nach links und rechts sehen, wenn sie etwas gefragt werden?
Und: Was bedeutet ein solches "Öffentlich-Machen" für die Arbeit der Polizei? Könnte das Aufkommen von Demonstrationen den Blick der Beamten vom Haus des entlassenen Täters ablenken? Würde die Überwachung in eine Beschütz-Aktion des Sexualstraftäters umschwenken, weil viele Bürgerinnen und Bürger ihm an den Kragen wollen?

Auf all diese Fragen müsste man eigentlich keine Antwort suchen, wenn das Rechtssystem endlich angepasst würde und Menschen, die sich an Kindern, an wehrlosen Frauen, an hilflosen jungen Männern vergangen haben, gar nicht mehr auf die Straße gelassen würden.
Dem widersprechen leider die sogenannten "Gutmenschen". Es sei gegen die Menschenwürde, jemanden weiter einzusperren, der seine Strafe verbüßt hat. Selbst das liebe Grundgesetz wird also zu Argumentationszwecken ausgepackt.
Was allerdings leider vergessen wird: Den Opfern ist das eigene "Recht auf Freiheit" mit Beginn der Tat genommen worden.

Nie wieder werden sie sich vollkommen frei fühlen können, immer werden sie einen Schatten im Rücken spüren. Natürlich ist dieser je nach Situation mal größer, mal kleiner, das Erlebte behält seine Präsenz aber bis ans Ende. "Man könne sich psychologisch behandeln lassen", argumetieren hier die einen, nur verstehen die wenigsten, dass kein Mensch auf "Vergessen" hin behandelt werden kann.

Vielmehr ist jeder Streit um den gesellschaftlichten Umgang mit den Tätern ein weiterer Stich für die Betroffenen, für die Opfer, für die Überlebenden, denen man den letzten Namen übrigens nicht nur gegeben hat, weil die Täter sie nicht umgebracht haben, sondern weil sie jeden Tag dafür kämpfen selbst weiterleben zu wollen.

Würde man diesen Menschen mehr Gehör schenken, würde man eine Ebene schaffen, auf der diese Menschen  sprechen könnten, wäre dies sicherlich kein freudiger Vortrag, aber eine Grundlage.
Eine Grundlage zur weiteren Diskussion. Vielleicht sogar ein Grundstein, um das System endlich zu verändern und den Blick eher auf die zu richten, die überlebt haben und weiterhin überleben wollen. Die, die jedes Recht haben sollten, um ein Stück Freiheit zurück zu gewinnen!