"Ich muss mir unbedingt noch eine Zeitschrift besorgen", habe ich heute Mittag überlegt, bevor ich mich zur Pause in ein innerstädtisches Café verzogen habe. Auch wenn ich im Büro die Einzige war, deren Magen knurrte, wollte ich doch nicht nur allein auf den Teller starren, sondern vielleicht etwas sinnvolles tun. Lesen zu Bratkartoffeln schien mir passend.
Womit ich nicht gerechnet hatte, waren die beiden Damen am Nachbartisch. Beide irgendwo zwischen Ende 30 und Mitte 40. Auf den ersten Blick vielleicht Mütter, die gemeinsam nach dem montäglichem Einkauf noch einen Kaffee trinken, bevor die lieben Kleinen aus der Schule nach Hause kommen.
Auf den zweiten Blick - oder eher auf das zweite Lauschen der Gespräche - entpuppten sich die beiden allerdings, als ganz anders. Da saßen keine Mütter, die eben noch Milch und Brokkoli gekauft hatten! Da saßen zwei Frauen, die sich über Bettgeschichten mit verheirateten Männern austauschten! Und zwar in detaillierter Art und Weise!
Ich drehe also mein Ohr dezent in die richtige Position, neige meinen Kopf ein wenig zur Seite, damit auch ja alle Ausführungen in meine Hörmuschel rutschen, schaue dabei unauffällig in meinen doch recht uninteressanten Lesestoff und stochere in den Bratkartoffeln. Hin und wieder befürchte ichallerdings, dass mein Kopf eine ähnlich rote Farbe annimmt, wie die Tomate, die sich zu Dekorationszwecken auf meinem Teller befindet. Als die blonde Dame ihrer Freundin dann auch noch erklärt, wie wild ihr - nennen wir ihn hier - Günther gewesen ist, purzelt mir doch tatsächlich ein Happen von der Gabel. Damit hatte ich einfach nicht gerechnet!
Sicher, ich gehöre genau in die Generation "Sex an the City". Wahrscheinlich gibt es keine Folge der Kultserie, die ich nicht gesehen habe. Es amüsiert mich eben Carrie und Co bei den Diskussionen zu ihren Bettgeschichten zu beobachten oder zu hören, welche Gedanken sie sich um den "Richtigen" machen. Aber all das geschieht im fernen New York. Einer riesigen Großstadt. Im Ausland. Weit weg also. Nicht im kleinen katholischen Heinsberg.
Was mich am Ende ein wenig beruhigte: Eine der beiden Frauen entschloss sich, der ganzen Sache mit "Günther" ein Ende zu setzen und vielleicht einen Mann zu suchen, der frei ist.
Was mich am Ende entschieden beruhigte: Als ich meinen Blick von der Zeitschrift losreißen konnte, um die Damen nochmal genauer unter die Lupe zu nehmen (schließlich wäre es der Brüller gewesen, wenn dort doch die echte "Sex and the City"-Truppe gesessen hätte), sah ich das ganz normale Kaffee-Tassen auf ihrem Tisch standen. Kein Cosmopolitan, nur guter alter Kaffee...
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